nachdenken

Montag, 11. Mai 2009

Bezahlen für Hahnenwasser?

An der Uni Zürich hingen heute an den Toilettentüren Anschläge, angeblich aus dem Rektorat, die mitteilen, dass ab 12.5.09 das Trinkwasser "in privater Hand" und deshalb kostenpflichtig sei. Der Verbrauch würde über die Legi abgerechnet, auf die man sich vorgängig das entsprechende Guthaben aufladen müsse.
Es gab konsternierte Blicke und "gohts no?" aber nichts weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, wie das Trinkwasser vom Wasser für Händewaschen usw. unterschieden und gemessen werden kann. Ich kann mir aber vorstellen, dass jemand eine Diskussion über das Trinkwasser und seine unhinterfragte Selbstverständlichkeit auslösen wollte.

Samstag, 9. Mai 2009

Organspende - eine gute Sache?

Ich hatte bisher keine Zweifel, dass eine Organspende eine gute Sache ist. Dass jemand sein Herz, seine Leber oder Nieren oder auch seine Hornhaut zur Verfügung stellen will nach einem plötzlichen Tod war für mich in Ordnung, auch im näheren Familienkreis.

organspende

Aber dann habe ich zufällig einen Aufsatz von Martina Keller in der April Ausgabe von Psychologie Heute gelesen. Und das hat mich dann doch zum Nachdenken gebracht. Wie die Hinterbliebenen, nur Minuten nachdem der Tod eingetreten ist, entscheiden müssen ob man den Leichnam eine geliebten Menschen als Ersatzteillager verwerten kann und wie der tote Körper dann ausgeschlachtet wird. Leider kann man den Artikel nicht verlinken.
Aber Martina Keller hat zum Thema ein Buch geschrieben: "Ausgeschlachtet. Die menschliche Leiche als Rohstoff."
Interessant auch die Studie der Medizinethnologin Vera Kalitzkus: Leben durch den Tod.

62 Menschen sind im letzten Jahr gestorben weil sich kein Spender für sie finden liess. "Diese Situation ist unakzeptabel!" hat die Swiss-Transplant Präsidentin Trix Heberlein gesagt. Die Not der Hinterbliebenen scheint nicht zu interessieren. Sie sind wohl nur ein Störfaktor.
Nun will sogar, laut Tages-Anzeiger, eine Gruppe von Politikern, dass man die Hinterbliebenen überhaupt nicht mehr fragen muss um bei einem Toten Organe oder Gewebe zu entnehmen.

Kein Wunder dass in der Schweiz die Ablehnung der Hinterbliebenen gegen Organspenden zunimmt.

Sonntag, 3. Mai 2009

Lesenswert

Im Tagi-Magazin das Interview mit den zwei Bankern.

Mittwoch, 22. April 2009

Earth Day

Heute ist Earth Day, G**gle hat mich mit seinem heutigen Logo daran erinnert. Earth Day heisst, dieser Tag
"soll die Menschen dazu anregen, ihr Konsumverhalten zu überdenken und nachhaltig und verantwortungsbewusst zu handeln.
Seit 1970 findet der Tag der Erde auf einen Beschluss des US-Kongresses in den USA statt, seit 1990 wird dieser weltliche Feiertag international begangen."

pilz1

Ich finde, irgendwie passt dieses Bild gut zu diesem Tag. Es ist von Knitted Landscape, and "is about knitting, art, inspiration, landscape, beauty, humour, nature, photography, imagination, make people smile".
Danke Susann für den Hinweis.

Mittwoch, 11. März 2009

Zersetzung des Mitgefühls in Gaudi

Warum quält man alte Menschen? wird der Psychoanalytiker Peter Schneider im heutigen TagesAnzeiger gefragt. "Wie kann es dazu kommen, dass man zum eigenen Amüsement alte Menschen quält und dies auch noch mit dem Handy dokumentiert?" Schneiders Antwort ist, wie immer sehr differenziert, lesens-und nachdenkenswert. Zitat:
Unterhaltungssendungen wie Pannen-Shows... all diese Formate der feierabendlichen Zerstreuung sind Einübungen in Mitleidslosigkeit. Damit Sie mich nicht missverstehen: Ich halte das Fernsehen nicht für die Ursache des Übels. Sondern ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die Zersetzung des Mitgefühls in Gaudi und munteres Feixen kein so singuläres Phänomen ist, wie man hoffen möchte.

Mittwoch, 4. März 2009

Gehirnnahrung

uni
Zweimal war ich diese Woche an der Uni um Vorlesungsluft zu schnuppern. Philosophische Fragen der normativen Ethik fand ich sehr interessant und anspruchsvoll. Denn beim ersten Begriff hatte ich schon das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füssen weggezogen wird: Objektiver Konsequentialismus??? Aber für was hat man Latein gehabt, Das muss ja irgendetwas mit Folgen zu tun haben. Wie wahr! Der Konsequentialismus beurteilt jedes Handeln nach seinen Folgen, wenn ich also einen Menschen das Leben rette und es stellt sich heraus dass das ein Serienmörder ist der nachher fröhlich weiter mordet, dann war mein Handeln falsch.
Der subjektive Konsequentialismus jedoch bewertet nur die Absicht, den guten Willen einer Handlung, die Folgen bleiben unberücksichtigt. Deshalb, so Schaber, ist der subjektive Konsequentialismus eigentlich kein Konsequentialismus.
Ich liebe solche Gedankengänge!
Die zweite Vorlesung habe ich heute besucht, sie hiess: Philosophie der Geistes- und Sozialwissenschaften: Wie die Gesellschaft sichtbar und hörbar wird. Versprach auch spannend zu sein. Als der Dozent herein kam und uns zum Kolloquium Aktionärsrecht willkommen hiess, merkte ich, dass ich im falschen Zimmer sass. Rausgehen war nicht. Mir war schon zu Beginn aufgefallen, wie nett alle StudentInnen angezogen und frisiert waren, was wieder beweisst, dass sich das Styling je nach Fakultät ändert!
Nun, es war trotzdem interessant, die Stunde war wie eine Denksportaufgabe mit wirtschaftsrechtlichem Hintergrund. Ich habe ein paar neue Worte kennengelernt: Unterbilanz, Kaduzierungsverfahren, Unterpariemission (verboten) (fast immer) Kapitalherabsetzung. Eigentlich habe ich alle Begriffe verstanden (spricht für den Dozenten), das Kaduzierungsverfahren möchte ich aber nicht erklären müssen.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Alterslast

Gestern sind sie ans Tageslicht gekommen, die entwürdigenden Vorkommnisse in einem Zürcher Pflegeheim. Jetzt wird in Schadensbegrenzung gemacht und von einem "erschreckenden Einzelfall" gesprochen. Aber dann zeigt es sich, dass viele innerhalb und ausserhalb dieser Institution vom Geschehen gewusst oder geahnt haben, aber nichts unternommen haben.
Ich finde das Verhalten der Pflegepersonen abscheulich, aber solche Sachen passieren nicht einfach so weil ein paar Leute "schlecht" sind. Wie der Psychologe Philip Zimbardo feststellt, es gibt keine faulen Äpfel in einem sauberen Fass. Das heisst, jeder Mensch kann böse werden, denn "böses" Verhalten entsteht in Strukturen die solches Verhalten entweder fördern oder dulden. Dabei gehen diese Strukturen in diesem Fall weiter als bis zur Heimleitung, sie gehen bis hinein in die Gesellschaft, die alte Menschen missachtet und sie als "Alterslast" bezeichnet. Eine Gesellschaft, die schlecht vorbereitete Personen in schwierigen und aufreibenden Situationen allein lässt. In Heimen oder in Abu Ghraib.
Unbedingt lesenswert: Philip Zimbardo: Der Luzifer Effekt. Die Macht der Umstände und die Psychologie des Bösen. Heidelberg 2008. Philip Zimbardo hat in den 70er Jahren das berühmte und berüchtigte Stanford Prison Experiment geleitet. Mehr zum Buch und Projekt Luzifer Effekt hier.

Dienstag, 24. Februar 2009

Impfen als Befreiung?

Ich kann mich noch erinnern an die Zeit, als Impfungen zum ersten Mal die Befreiung von gefährlichen und zum Teil tödlichen (Kinder)Krankheiten bedeuteten. Als Eltern froh waren dass sie ihre Kinder mit einem Nadelstich (oder einem Zuckerstück) vor Masern, Pocken, Keuchhusten, Tuberkulose, Mumps, Diphterie, Kinderlähmung und ähnlichen "Geiseln der Menschheit" schützen konnten.
Wir waren beeindruckt von Abbildungen der Eisernen Lunge, in der Menschen wegen der Folgen einer Kinderlähmungserkrankung ihr ganzes Leben verbringen mussten. Die Errungenschaften der Chemie und der Pharmazie bedeuteten unhinterfragt Fortschritt und Freiheit. Später mussten wir uns vor unserm Afrikaaufenthalt gegen Cholera, Gelbfieber und Malaria impfen lassen, es gab keine Wahl.
Heute lasse ich mich weder gegen die Folgen von Zeckenbissen noch gegen Grippe impfen - sollte es in der Zukunft etwas gegen Alzheimer geben, würde ich das durchaus in Erwägung ziehen.
Zur Geschichte der Impfungen. Leider ist in Untersuchungen zur Geschichte der Impfungen auch immer nur die halbe Wahrheit zu finden und keiner lässt am "Gegner" einen guten Faden. Ist Impfen also "Glaubenssache"?

Donnerstag, 29. Januar 2009

Verwahrlosung des öffentlichen Raums

Dass in der Schweiz künftig Nacktwanderer gebüsst werden sollen, hat Spiegelonline heute gemeldet - während andernorts bereits über Nacktwanderwege nachgedacht werde um den Tourismus anzukurbeln.
Ich habe noch nie einen Nacktwanderer gesehen, der Mann der sich mir vor Jahren im Stadtpark hüllenlos präsentiert hat, war vermutlich nicht auf einer Wanderschaft. Aber ich bin auch nicht erpicht darauf irgendwo Nacktwanderer anzutreffen. Vermutlich sind es ja ohnehin diejenigen, die ästhetikmässig von Bekleidung profitieren würde. Andererseits, was sich an Freizeitbekleidung präsentiert ist auch oft eine visuelle Herausforderung. Übrigens gibt es auch Nacktradler, so hat mich ggle belehrt, diesen "Natursport" mag ich mir nicht einmal vorstellen.
Da kommt mir wieder der absolut lesenswerte Aufsatz in der NZZ vom 27.12.08 in den Sinn über die moralische Verwahrlosung des öffentlichen Raums: Mein chauvinistisches Ohr von Dubravka Ugresic. Zitat:
Der öffentliche Raum mit seinen geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen ist heute dazu da, die persönliche Freiheit zur Schau zu stellen. Altmodische Benimmregeln gelten nicht mehr, Schilder mit der Aufschrift 'Spucken verboten, die früher wegen ihres absurden Inhalts die Leute zum Lachen brachten, sind längst verschwunden. Heute spucken viele auf den Boden, markieren den Raum mit ihrer Spucke, mit ihrem Urin, mit ihren Leibern, mit ihren Stimmen. Niemand will mehr unbemerkt bleiben. Jeder kämpft um seine Rechte und pfeift auf die der anderen.

Dienstag, 20. Januar 2009

Transition of Power

obama1
Es war ein interessantes Schauspiel und eine eindrückliche Rede. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute.
Zur Rhetorik der Inauguralreden ein Beitrag der NZZ: Amerika als Mythos und Heilsvorstellung. Lesenswert.
Der Autor, Götz-Dietrich Opitz, von der NZZ als "selbständiger Fundraiser" vorgestellt, hat 1993 eine Studie zu Inaugurationsreden publiziert: Manifest Destiny im Kalten Krieg.
Und bei Spiegelonline die Inauguration auf Lego oder vom Fest danach.

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