nachdenken

Freitag, 12. Januar 2007

Umstrittene Hunger-Künstlerinnen

294132Freiwilliges Fasten als Kunstform haben Hungerkünstler mindestens seit dem 17. Jahrhundert ausgeübt. Anfang des 20. Jahrhunderts waren solche Schaustellungen sehr beliebt. Hungern war eine Möglichkeit, schnell Geld zu verdienen. Damit man den Hungerkünstlern nicht nachsagen konnte, sie würden heimlich essen, präsentierten sie sich gewöhnlich in einem Glaskasten. Nicht selten stand dieser mitten unter den tafelnden Gästen in einem Restaurant.
1924 wurde Franz Kafkas Erzählung „Der Hungerkünstler“ veröffentlicht, dessen Hauptperson das schwindende Interesse an dieser Art Volksbelustigung zu spüren bekommt und daran buchstäblich verhungert. In der entstehenden Wohlstandgesellschaft der 1950er Jahre verschwand Hungern für Bezahlung.
In jüngster zeit ist das Hungerspektakel wieder zurückgekehrt. Als 2003 der amerikanische Illusionist David Blaine 44 Tage in einem Glaskasten über dem Ufer der Themse öffentlich hungerte, zog das eine viertel Million Zuschauer an. Auch die Australierin Jasmuheen, die angibt, seit Jahren von Licht zu leben statt von fester Nahrung, fasziniert viele Menschen.
Als Hungerstreiks kann freiwilliges Fasten auch öffentliche Bedeutung erhalten, als individueller Widerstand gegen die Ansprüche der Umwelt kann man auch den Hungerstreik der Anorexia nervosa ansehen.
Die Magersucht-Perfomance der beiden Holländerinnen Liesbeth und Angelique Raeven von heute abend in Zürich soll wohl auch solch ein Protest sein. Aber wie die beiden im Facts sagen „Man kann heute nackt auftreten und auf der Bühne vergewaltigt werden, dass lässt heute alle kalt. Nur wer zu dünn ist, kann offenbar noch schockieren.“

Sonntag, 7. Januar 2007

Lachen über Hitler

Die bevorstehende Premiere des Films „Mein Führer“ hat in den Medien widersprüchliche Reaktionen hervorgerufen. Darf man über Hitler überhaupt eine Komödie machen?
Es richte Schaden an, Hitler als Witzfigur darzustellen, warnt Ralph Giordano, die 15 Millionen Toten des Holocaust seien keine Lachnummer.
Interessant finde ich Dani Levys Aussage in einem Interview in der NZZ vom 6.Januar: "Für mich hat Hitler nichts Überdimensioniertes. Aber mich interessiert nicht so sehr seine Persönlichkeit, sondern die Idee, dass er als von seinem Vater gequältes Kind einen Zeitgeist repräsentiert. Die Behauptung, die ich im Film - mit Psychoanalytikern wie Alice Miller - aufstelle, ist, dass die sogenannte schwarze Pädagogik mitprägend, mitursächlich für den Nationalsozialismus war." Dieses Argument kann man ja auch bei Adorno und Mitscherlich finden.
Dass Hitler nicht erst heute zu einem komischen Antihelden gemacht wird, zeigt Andreas Platthaus. Und der deutsch-türkische Schauspieler Serdar Somuncu tourt seit einigen Jahren mit einer Lesung aus dem Tagebuch eines Massenmörders mit Erfolg durch die deutschsprachigen Länder.
Ich werde mir den Film sicher anschauen. Zur Einstimmung hier Gerhard Polts Parodie "Hitler und der Leasingvertrag" - auf bayrisch.

Sonntag, 31. Dezember 2006

Schuld und Mitschuld

Er hat es verdient für seine Verbrechen und Grausamkeiten bestraft zu werden, aber die Art, wie man ihn jetzt schnell aufgehängt hat, lässt einen doch ins Nachdenken kommen. Hat man da etwas vertuschen wollen, eine Mitschuld an den Verbrechen? Zudem ist die Todesstrafe barbarisch und primitiv.

Freitag, 15. Dezember 2006

Weihnachten, Chanukka, Weihnukka

chanukkabaumUnsere sehr erfolgreiche Ausstellung Juden in der Schweiz, Juden in Winterthur geht am Sonntag zu Ende.
Gestern war noch eine Lesung "jüdischer Geschichten vom Fest". Hanno Loewy, Direktor des jüdischen Museums in Hohenems hat diese Geschichten gesammelt und einige davon gestern vorgetragen. Es war ein wunderbarer Abend und die Zuhörerinnen haben mehr über interkulturelles und interreligiöses Zusammenleben erfahren als an manch anderer Veranstaltung. Die Geschichten haben berührt, sie waren komisch und traurig zugleich.
Loewy schreibt im Nachwort: "So entfaltet sich Weihnachten in den Texten jüdischer Autoren im Erleben und im Erkennen zugleich, im Lichte einer Neugier, die von Fremdheit und Nähe, von Distanz und Intimität geprägt ist: Geschichten von Festen zu Hause und vom Fest der anderen, von Engeln und Chanukkabäumen, Inbrunst und Fremdeln, stockend gesungenen Weihnachtsliedern und glänzenden Augen, Geschenkritualen und seltsamen Bräuchen."
Das Buch, aus dem die Geschichten sind, heisst "Solls der Chanukkabaum heissen" und ist im Verlag Das Arsenal in Berlin erschienen, es eignet sich gut als Lektüre für Leute, die mit Weihnachten ihre liebe Mühe haben.

Mittwoch, 4. Oktober 2006

Tiere sind meine Freunde

und Freunde esse ich nicht. (George Bernard Shaw)
Zum heutigen Welttierschutztag wird auf dem Bürkliplatz in Zürich ab 11 Uhr eine Aktion veranstaltet. Es werden so viele Tiere lebend ausgestellt, wie ein Schweizer gemäss Statistik in seinem Leben isst, nämlich:
33 Schweine
8 Kühe
720 Hühner
6 Schafe
2 Ziegen
19 Kaninchen
4 Rehe
390 Fische
Ein jeder von uns isst einen solchen Zoo! Macht einen schon nachdenklich, oder?
"Unser Event stellt einen Kulturanlass im eigentlichen Sinn des Wortes dar:
Kultur nicht nur als abstrakter schöngeistiger Genuss, sondern als ein Hegen und Pflegen, als Fürsorge für das Lebendige.
Wir möchten mit dieser Aktion die Selbstverantwortung des Menschen ansprechen
und eine aufrüttelnde Tatsache visualisieren. Es geht dabei nicht um
das Erzeugen von Schuldgefühlen als um Erkenntnis und Einsicht, in uns eine
Betroffenheit zu wecken, die im Geschehen des Alltags allzu leicht ausgeblendet
wird."

Heute ist der Welttiertag

Der 4. Oktober ist der Geburtstag und Namenstag von Franz von Assisi, dem Schutzpatron der Tiere. Dieses Datum wurde 1931 beim internationalen Tierschutzkongress von Florenz zum Gedenktag für Tiere auf der ganzen Welt erklärt.
Gestern hat Fernsehen DRS eine Sendung über den Zusammenhang von Milchqualität und den Hörnern von Kühen gezeigt. Mikroskopische Untersuchungen hätten ergeben, dass die Milch von nicht enthornten Tieren eine harmonischere Struktur hat.

Kuehe2002_1 Der Betreiber einer Sennerei im bündnerischen Andeer, Martin Bienerth, schenkt dieser Studie Glauben und setzt sich deshalb und zum Wohle der Tiere gegen das Enthornen ein. Bauern, die bereit sind aufs Enthornen zu verzichten oder die wieder auf Kühe mit Hörnern umsteigen, unterstützt er mit Spenden und zahlt zudem freiwillig höhere Milchpreise. Den Bergkäse, den er aus dieser Milch herstellt, kann er zu Höchstpreisen verkaufen.

Das Argument der Agrotechnokraten hingegen ist, dass die Tiere für ihre Freiheit in den modernen Laufställen Opfer bringen müssen, dass man sie enthornen muss. Das geschieht so, dass die Hornknospen im Kopf der Kälber mit einer Art Lötkolben verbrannt oder mit einer chemischen Substanz verätzt und damit abgetötet werden, dies soll unter Narkose geschehen.
Für den Schweizerischen Bauernverband sind Kuhhörner ohne ein „nicht unbedingt notwendiges Bestandteil des Tieres“ und höchstens noch für folkloristische Zwecke einsetzbar.
Angeblich gibt es bei enthornten Kühen auch weniger Verletzungen. Allerdings existiert in der Schweiz jedoch kein statistisches Zahlenmaterial, welches Unfälle durch Hornstösse beziffern und belegen würde.
Für den Tierschützer Erwin Kessler ist „das Problem ungeeignete Stallungen und ungeeignete, neurotische Bauern, die mit ihrem nervösen Charakter die ganze Herde nervös machen. Hörner sind durchblutete Organe, die zum Wesen der Kuh gehören...
Es ist eindrücklich zu sehen, wie Kühe mit ihren sensiblen Hornspitzen sehr fein umgehen können und zB beim Fressen in der Nähe der Augen einer Nachbarin herumfummeln, ohne dass etwas passiert. Die Kühe wissen genau, wo ihre Hornspitzen sind. Sie können sich damit gezielt kratzen."
Zu einem Schönheitswettbewerb enthornter Kühe meint Kessler:
„Immer wieder werden im ganzen Land auf diese Weise hässlich verstümmelte Kühe zur schönsten Miss gekürt. Dabei ist Miss nicht etwa eine Abkürzung für Missgeburt; diese verstümmelten Kühe sind nicht so auf die Welt gekommen, sondern von völlig naturentfremdeten, technokratischen Bauern, die angeblich ihre Tiere «lieben», verstümmelt worden. Bei einer derart tierverachtenden Einstellung gilt die Liebe wohl nicht wirklich dem Tier als Lebewesen, sondern der Milchleistung und dem lieben Geld.

Freitag, 29. September 2006

Wir wollen uns den grauen Tag

Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk´ ein den Wein, den holden !
Wir wollen uns den grauen Tag
vergolden, ja vergolden !

Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt,die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich !

Und wimmert auch einmal das Herz, -
Stoß an und laß es klingen !
Wir wissen doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk´ ein den Wein, den holden !
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden !

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen !
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen !

Theodor Storm

Ich bin übers Wochenende weg, also keine neuen Siebensachen.

Freitag, 15. September 2006

Wieviele Dinge braucht der Mensch?

Die grossen Supermärkte und Baumärkte sind für mich ein Horror. Das Ausmass und die Auswahl erschlägt mich. Ich frage mich zu was ich die Wahl unter siebzehn verschiedenen Fensterreinigungsmittel haben muss oder unter 100 verschiedenen Klodeckeln?

klodeckel

Donnerstag, 31. August 2006

Retrospektive 2

4,0 Millionen deutsche Reisende fliegen im Jahr nach London, 3,7 Mio nach Palma, 2,8 Mio nach Antalya, 800 000 nach New York und 600 000 nach Hurghada in Ägypten. Das war gestern in den Zeitungen zu lesen. Da fiel mir das Inserat wieder ein, das ich in den Wochen Blättern von 1956 gesehen habe, als Fliegen noch ein Lebenshöhepunkt war, für den man lange sparen musste.

flug

Donnerstag, 17. August 2006

Ex und hopp zum zweiten

Im Städtchen San Luis Obispo in Californien gibt es eine Touristenattraktion der anderen Art. Nämlich die bubblegum alley. Ich verschone Euch mit Bildern. Die Winterthurer Aktion ist da harmlos dagegen.

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