
Vor ein paar Jahren fand ich auf dem Flohmarkt eine Broschüre über das Verspinnen und Verstricken von Hundehaaren. Ich habe die Broschüre damals als Jux betrachtet und an eine Hundebesitzerin verschenkt. Nun bin ich durch Zufall sozusagen wieder auf den Hund gekommen und diesmal den Hundehaaren nachgegangen.
Unsere vierbeinigen Hausgenossen können ja ziemliche Mengen an Haaren abstossen und manchmal kommt einem der Gedanke, wie es wäre, diese Haare zu verspinnen und zu verstricken. Den meisten, mit denen ich geredet habe, scheint dieser Gedanke abwegig. Schmutzig, kratzig, stinkig sei die Hundewolle sagen sie und vergessen, dass Wollschafe auch nicht unbedingt wohlriechend sind und dass Kaschmir von einer Ziege kommt, deren Geruch, naja…
Bei Hundewolle sollte man hauptsäch-
lich die Unterwolle verwenden, heisst es, dann sei sie auch nicht kratzig. Ausgekämmt soll sie sein und nicht abgeschnitten. Bei kleinen Hunden und solchen, die nicht viel Haare hergeben, kann die Hundewolle mit Schafwolle oder wer es luxuriös mag, mit Seide gemischt werden.
Hunde- und auch Katzenhaare haben eine andere Oberflächenstruktur als Schafwolle, sie haben weniger Schuppen an denen sie sich aneinanderhaken können. Deshalb ist das Spinnen von Hunde- und Katzenhaaren ohne Beimischung von Schafwolle fast nicht möglich.
Und bis man genügend Haare gesammelt hat, können Monate vergehen. In einem Kopfkissenbezug sollte man sie aufbewahren, am besten etwas Lavendel hineinlegen wegen der Motten. Für einen Damen-Pullover braucht man etwa ein Kilo.
Der weitere
Verarbeitungsprozess ist wie beim Spinnen von Schafwolle. Wer dies nicht selber tun will oder kann, schickt die ausgekämmten Haare
an einen Profi, von denen es mittlerweile auch einige gibt. Man kann auch nur eine kleine Menge zum Verspinnen schicken, für eine Ansteckblume recht es vielleicht.
An
Birgit Storz in München habe ich eine Handvoll Haare von einem Terrier geschickt und gestern kamen ein paar Meter Hundewolle zurück. Sie sehen eher rustikal aus. Die hellen Haare des Lagottos seien für das Verspinnen leider zu kurz gewesen, vermutlich hätten sie aber ein feineres Garn ergeben. Zum Trost habe ich ein paar Meter Schäferhundwolle in einem schönen rötlichen Beige bekommen, ich überlege schon, was ich daraus machen werde.
Vielleicht so etwas?
Bücher gibt es zum Thema auch: In den USA haben Kendall Crolius und Anne Montgomery das Buch Knitting with Dog Hair verfasst. Darin werden alle Aspekte zum Sammeln von Hunde bzw. Katzenhaare beschrieben, auch wie man sie weiter verarbeitet und sie schliesslich spinnt. Auch einige Strickprojekte enthält das Buch.
Von
Detta Juusola, die in den USA einen Laden für alles rund um das Spinnen, Färben, Weben und Filzen hat, gibt es eine Broschüre: Yes It's Made from My Dog's Fur: An Owners Guide to Harvesting Your Pet's Coat and Spinning It into Yarn.
Interessant ist diese Seite und sehr ausführliche und fundierte Informationen
gibt es hier.

Hundehaare spinnen war 1986 anlässlich eines Spinntreffens im schweizerischen Limpach unter der Leitung von Ruth Meier das Thema. Eine Spinnerin aus dem Wallis hatte über ihre Arbeit mit Hundehaaren erzählt und eine Bekannte von Ruth Meier hat drei Jahre lang die Haare ihres Wolfspitzes gesammelt, die diese dann zu dieser kuscheligen Jacke verarbeitete.

waltraut - Dienstag, 7. Februar 2006, 07:39