Der Türkenmarkt




Der Landwehrkanal hat früher eine grosse Rolle gespielt bei der Versorgung Berlins. An seinem Maybachufer wird seit 1887 ein Wochenmarkt abgehalten, zu dem die Bauern aus dem Spreewald ihr Gemüse brachten. Als in den 1920er Jahren die Gegend mit Mietshäusern überbaut wurde, entwickelte sich der Markt zu einem der grössten Berlins.
Mit der Teilung der Stadt und dem Bau der Mauer wurden die ländlichen Händler vom Geschehen abgeschnitten und Selbstbedienungsläden machten den Markt überflüssig so dass er beinahe verschwand.
Ab Mitte der sechziger Jahre zogen türkische "Gastarbeiter" mit ihren Familien in die günstigen Altwohnungen im Quartier. Sie brachten eigene Lebens- und Konsumgewohnheiten mit. Sie verlangten nach bisher unbekannten Obst und Gemüsesorten und Fleisch nach islamischer Vorschrift geschlachtet. Und sie wollten auf dem Markt einkaufen. So passten sich deutsche Markthändler den Wünschen an, und Eingewanderte betätigten sich mit der Zeit ebenfalls als Händler. Heute blüht der "Türkenmarkt" am Maybachufer dienstags und freitags. Nicht nur Lebensmittel, auch fast jeglichen anderen Bedarf des täglichen Lebens kann man hier einkaufen.
Aus: Dienstags und freitags. Der Markt am Maybachufer. In: Neue Passagen. Stadtgeschichte am Landwehrkanal. Berliner Geschichtswerkstatt e.V. 1996
waltraut - Mittwoch, 12. März 2014, 19:58
cool