Am Rheinfall

Halte dein Herz, o Wanderer, fest in gewaltigen Händen!
Mir entstürzte vor Lust zitternd das meinige fast.
Rastlos donnernde Massen auf donnernde Massen geworfen,
Ohr und Auge wohin retten sie sich im Tumult?
Wahrlich, den eigenen Wutschrei hörete nicht der Gigant hier,
Läg er, vom Himmel gestürzt, unten am Felsen gekrümmt!
Rosse der Götter, im Schwung, eins über dem Rücken des andern,
Stürmen herunter und streun silberne Mähnen umher,
Herrliche Leiber, unzählbare, folgen sich, nimmer dieselben,
Ewig dieselbigen — wer wartet das Ende wohl aus?
Angst umzieht dir den Busen mit eins, und wie du es denkest,
Über das Haupt stürzt dir krachend das Himmelsgewölb!
Eduard Mörike 1846
Die "Rosse der Götter" stürmen zwar nicht mehr so gewaltig herunter und die "silbernen Mähnen" sind spärlicher geworden, aber auch bei einer Wassermenge von 140 Kubikmetern pro Sekunde statt den 600 in einem durchschnittlichen Sommer, ist der Rheinfall ein eindrückliches Naturschauspiel.
Als Bonus gab es bei unserem Ausflug noch eine Begegnung mit einem Biber, der oberhalb des Falls seinen Geschäften nachging und sich von uns nicht stören liess.

Frassspuren an den Bäumen am Ufer zeugen ebenfalls von seiner Anwesenheit.


waltraut - Samstag, 11. Februar 2006, 08:18